Produkt Kulinarisches Erbe

Fideriser Torte

Fideriser Torte
Die Fideriser Torte, ein traditionelles Gebäck aus Graubünden, bietet eine köstliche Kombination aus Haselnussteig und Himbeerkonfitüre, sorgfältig eingeschlossen in einer zarten Teighülle. Diese Torte spiegelt die kulinarische Handwerkskunst der Region wider und verspricht ein unvergessliches Geschmackserlebnis, das die Sinne verzaubert.

Charakteristika

Im Grunde wie eine Linzertorte, aber mit komplett eingeschlossener Füllung. Ungeschälte gemahlene Haselnüsse mit Zucker, Eiern, Butter, Pflanzenfett, Gewürzen (Zimt) und Treibmittel (z. B. Hirschhornsalz) verrühren, Mehl dazugeben und zu einem kompakten Teig kneten. Boden auswallen und formen, Himbeerkonfitüre darauf streichen, Deckel darüberlegen und mit der Gabel einstechen und ein Muster auf den Deckel drücken. Dann mit Ei bestreichen und backen. Man kann auch Mandeln statt Haselnüsse oder beides gemischt verwenden und dazu noch geriebene Zitronenzeste beigeben. Privat werden persönliche Hausrezepte verwendet. Wird die Torte bei Raumtemperatur aufbewahrt, ist sie drei bis vier Wochen haltbar.

Kultur und Geschichte

Die Fideriser Torte wird dem Fideriser Bäcker Ulrich Boner alias «Zucker-Ulrich» zugeschrieben, wie ein Artikel im Bündner Kalender von 1986 informiert. Und zwar habe «Zucker-Ulrich» sein Rezept im ausgehenden 19. Jahrhundert aus Russland mitgenommen, wo er ein paar Jahre als Konditor gearbeitet hatte. Mit der Torte habe er dann die Dessertplatte im Heilbad Fideris gekrönt. Ein anderer Autor versuchte später vergeblich, Ulrich Boner ausfindig zu machen. Das Heilbad Fideris hingegen gab es tatsächlich, es wurde 1464 erstmals urkundlich erwähnt und baute sich seinen Ruf als bedeutendes Mineralbad auf. 1939 wurde die Anlage geschlossen und 1967 versenkte ein Hochwasser Gebäude und Quellen. Um 1900 begann auch die Bäckerei im Dorf Fideris, etwa eine halbe Stunde zu Fuss vom Bad entfernt, die Torte zu backen. Ein Rezept ist in der Sammlung «Koch-Rezepte bündnerischer Frauen» von 1905 enthalten.

Marianne Kaltenbach präsentierte die Fideriser Torte 1977 in «Ächti Schwizer Chuchi» und erzählte in der 4. Auflage des Buchs 1979 eine kleine Reminiszenz zur Freiheit des Rezeptierens: «Diese Fideriser Torte brachte mir in den letzten Jahren verschiedene Briefe ein. Das Originalrezept, das ich früher bereits einmal publiziert hatte, schreibt 3 Tropfen Rosenöl vor. In der Folge machte man mich auf den hohen Preis dieser Zutat aufmerksam. Das bewog mich, den Kuchen mit Rosenwasser zu backen, was natürlich nicht ganz den gleichen Effekt hat. Später schrieb mir ein Enkel des ehemaligen Besitzers des ‹Fideriser Bad›, in seinem Familienrezept sei kein Rosenwasser, sondern Kirsch erwähnt!»

Vorkommen und Verbreitung

  • Mittelbünden
  • Davos
  • Prättigau

 

Überlebt hat die Fideriser Torte in der Gujan Bäckerei in Fideris sowie in einer unbestimmten Anzahl von Haushalten. Die Torte ist mit Fideris in engem und dem Prättigau in weitem Sinne verbunden.

Verwandt ist die Fideriser Torte mit der Linzer Torte (diese ist fast identisch, hat aber statt geschlossenem Deckel ein Teiggitter) und etwas entfernter mit der St. Galler Klostertorte.

Verwendung

Im Fideriser Bad gehörte die Fideriser Torte auf den Dessertwagen, man ass sie also in kleineren Portionen als Dessert nach einem Mahl oder in grösseren Mengen zur Tea Time am Nachmittag.

Ohne Beilage, aber mit Kaffee, Tee, Wasser und vielleicht Likör, etwa einem Bündner Röteli oder Iva.