Blog 01.12.2023

Können vegane Convenience-Lebensmittel regional sein?

Convenience Food
Steht Regionalität mit veganen Convenience-Lebensmittteln im Widerspruch? Und ist es ein Widerspruch, wenn sich graubündenVIVA für Gelberbsen engagiert, die am Schluss in veganen Convenience-Produkten landen? Mit diesen Fragen haben wir uns letzthin im Team auseinandergesetzt und versucht Antworten zu finden. 

Kolumne von Leonie Liesch, Geschäftsführerin graubündenVIVA / 1. Dezember 2023

Einblicke in den Wandel der Essgewohnheiten in der Schweiz

Die Gründe für den Erfolg von Convenience Food sind verschieden und stimmen mich nachdenklich. Besonders bei Single-Haushalten sei es beliebt, da viele keine Lust haben, aufwendig nur für sich zu kochen. Auch Familien greifen vermehrt auf schnelle Küchenhelfer zurück. Laut dem «Beobachter» investiert ein durchschnittlicher Schweizer Haushalt heute maximal eine Stunde täglich in die Zubereitung aller Mahlzeiten. Vor einem Jahrhundert waren es noch sieben Stunden pro Tag! Damals war Kochen sozusagen ein Vollzeitjob.

Was ist Convenience Food?

  • Das englische Wort «convenient» bedeutet praktisch und bequem.
  • Im Kontext von Nahrungsmitteln bezieht sich dieser Begriff auf bereits verarbeitete Lebensmittel, die vorab gekocht, vorgerüstet oder gar vorgewürzt wurden, um ohne grossen Aufwand verzehrfertig zu sein.
  • Convenience Food nimmt beim Kochen somit eine oder mehrere Zubereitungsarbeiten ab, was praktisch und zeitsparend sein kann.
  • Überraschend: Über 80% bis 90% Prozent aller Lebensmittel gelangen in einer vorbereiteten Form zum Verbraucher gelangen (Quelle: bzfe.de).

Convenience Food: Bequemlichkeit oder Notwendigkeit im modernen Alltag?

Ist unsere Gesellschaft zu bequem geworden, bleibt uns im Alltag einfach zu wenig Zeit oder ist es fehlendes Kochwissen? Letzteres würde ich ausschliessen, wenn man bedenkt, wie viele Kochshows es mittlerweile gibt und wie viele Rezepte man auf den Social Media Kanälen findet. Convenience-Produkte können durchaus mit einer gesunden Ernährung kombiniert werden sein, denn je nach Art der Vorbereitungsstufe können viele wichtige und gesunde Nährstoffe im Produkt noch enthalten sein.

Nebst dem Gesundheitsaspekt spielt der gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekt sicherlich auch eine wichtige Rolle. Dank Convenience Food kann jede:r zu Hause ganz bequem beispielsweise ein veganes Seitan-Geschnetzeltes herzaubern, was wenn man es selber zubereitet, sehr zeitintensiv ist. Oder man kann seinen Gästen einen Rehpfeffer mit allen Beilagen bis hin zum Dessert servieren. Oder wie viele von uns kochen heute noch wirklich nach alter Tradition ein komplettes Wildgericht? Ein Pfeffer mit eingekochtem Blut in der Sauce? Spätzli werden sicherlich noch oft selbstgemacht, aber wenn es um den Preiselbeer-Gelée oder das Vermicelles geht, dann greifen wohl viele gerne wieder zum Convenience.

Andere wiederum sparen sich das aufwändige Kochen und gönnen sich einen feinen Wild-Abend auswärts in einem Restaurant. Ob nun im Restaurant das Vermicelles von A bis Z selbst zubereitet wird, ist wohl eher seltener der Fall.

Vegan, Regional, Bequem: Die Zukunft der Convenience-Lebensmittel im Zeichen der Nachhaltigkeit

Wäre es aus wirtschaftlichen Gründen denn in Ordnung und möglich, wenn die Gesellschaft komplett auf vorgefertigte Lebensmittel verzichten würde? Ich bezweifle dies. Umso wichtiger muss es doch sein, dass nebst möglichst vielen gesunden Zutaten die Zutaten für die Fertiggerichte so regional wie möglich sind, damit zumindest der Fussabdruck so ökologisch wie möglich ist. Ich möchte daher zu meiner einleitenden Frage zurückkommen. Die Verbindung von veganen Convenience-Lebensmitteln und regionaler Herkunft mag auf den ersten Blick ungewöhnlich sein, bietet jedoch eine Variante für nachhaltige Lebensmittel mit einem geringeren Fussabdruck. Klar ist, dass der Trend an Convenience-Produkten bei den Veganer:innen nicht Halt macht. Ein Argument für vegane Convenience-Produkte aus regionalen Zutaten ist die Reduktion langer Transportwegen. Die Verwendung regionaler Zutaten unterstützt Kleinbauern und lokale Unternehmen. Es ist daher interessant zu sehen, dass die Vielfalt an veganen Convenience-Produkten aus regionalen Zutaten stetig wächst. Ich möchte damit aber nicht sagen, dass vegane Produkte das einzig richtige sind, um eine nachhaltige Ernährung zu steigern. Ich ernähre mich nicht vegan, dennoch ist es spannend, die Entwicklung der veganen Convenience Produkte zu verfolgen.

Flexitarismus trifft Regionalität: Der Aufstieg der nachhaltigen Convenience-Produkte

Auch für die sogenannten Flexitarier sind solche Produkte eine interessante Alternative und wenn diese Produkte regionaler, nachhaltiger und gesünder werden, umso besser. Und wenn wir es schaffen, mehr Bündner Bäuerinnen und Bauern für Gelberbsen, die oft in veganen Produkten verarbeitet werden, zu gewinnen, dann ist das sicherlich ein positiver Schritt.

Und übrigens: Viele vegane Fertigprodukte, könnten wir ganz einfach durch selbst gemachte Alternativen ersetzen. Stichwort «Fermentieren». Und da sind wir schon beim nächsten Thema, ein Thema das noch auf meiner «Bucketlist» steht. Wenn jemand auch mal Lust hat einen Fermentierkurs zu besuchen, ich bin dabei.