Gerollt, gekocht, geliebt.
Capuns
Ein Name, viele Facetten und so exklusiv, dass es den Plural benötigt
So mannigfaltig die Mischung ist, die in Mangoldblätter gepackt wird, so vielseitig sind die Namen für Capuns: Capum, Capunét, Capiuns, Capauns, Krutkapuna, Kapons und ganz viele weitere...
Capuns ist in jeder Beziehung eine ausserordentliche Speise, so exklusiv, dass sie es sich leisten kann, immer im Plural geschrieben zu werden. Es heisst stehts, «ein Capuns» und nicht «ein Capun». Und es heisst auch «zwei Capuns» und nicht «zwei Capünser».
Wickeln: Eine globale Genusstradition
Seit die Menschen kochen, wickeln sie ihre Speisen in irgendein Grünzeug: Die Indianer hüllen Maisbrei in Maisblätter, die Chinesen Fisch, Fleisch und Reis in Lotus- oder Bambusblätter, in Afrika wird Maniokbrei und Bohnenpudding Bananenblättern anvertraut; zu den Spezialitäten der griechischen und türkischen Küche gehören die «Dolmas», eine in Reibenblätter gewickelte Fleisch-, Gewürz-, Reis- und Pinienkernemischung, und in Thailand gibts «Gai hor bai toey», was soviel bedeutet wie gebratenes Pouletfleisch in Pandanus-Blättern. Hierzulande werden Speisen in Krautstiele, Spinat, Lattich oder Wirz verpackt. Oder in Mangoldblätter!
Natürlich wird dir jede Köchin sagen, ihre Capuns seien die echten, und natürlich werden Capuns von Dorf zu Dorf, ja von Haushalt zu Haushalt verschieden zubereitet. Daher kann ich dir das klassische Rezept für Capuns nicht geben.
Hilflose Antwort in der «Bündner Woche» auf eine Anfrage aus Deutschland nach dem echten Capunsrezept.
Skuriles vom Gefängnis und der Weltbühne
- Der Koch Josef Hemmi arbeitete in der Küche der ehemaligen kantonalen Strafanstalt Sennhof in Chur und hat jahrelang die Insassen mit Capuns bekocht. Dies sehr zum Leidwesen der Gefangenen aus dem Balkan. Sie konnten mit dieser Speise nicht glücklich werden und bezeichneten sie als Etwas mit Blättern, das gewöhnlich den Schweinen verfüttert wird.
- Capuns haben längst nicht nur die übrige Deutschschweiz, sondern auch manche Millionenstadt der Welt erobert. Umso erstaunlicher ist es, dass in einer Ausgabe der «SonntagsBlick» aus dem Jahr 1990 noch die Rede von «einer überaus seltenen und unbekannten Speise» war.
- In Rodels und Disentis/Mustér gibt es je ein Haus, welche «Casa Capuns» heissen.
Obenstehende Informationen stammen aus dem Buch «Capuns - Die tollen Rollen» von Charly Bieler aus dem Jahr 2012 mit 131 verschiedenen Capuns-Rezepten.