Berghonig: Als Schlussbouquet die Alpenrosen

Bienen
Unterschiedliche Höhen und Klimas der Berglandschaft sowie reiche Artenvielfalt sind die Basis für charakteristischen Honig. Genau diese Gegebenheiten machen das Val Müstair zum Berghonig-Paradies.

Es dürfte das exklusivste Antragsformular sein, welches das Landwirtschaftliche Kompetenzzentrum Plantahof in Landquart zu bieten hat: «Bienenschutz vor Bären». Das Bundesamt für Umwelt fördere generell «technische Herdenschutzmassnahmen» und unterstütze auch «die Imker beim elektrischen Einzäunen von Bienenständen oder Bienenhäusern im möglichen Verbreitungsgebiet des Braunbären».

Reicht das? «Der Bär war und ist manchmal auch im Münstertal», erzählt David Conradin von der Bio-Imkerei Conradin in Santa Maria Val Müstair. «Meine Bienen hat er jedenfalls nicht besucht.» «Vielleicht wegen der Schutzzäune», ausserdem befinden sich die Bienenhäuser in Santa Maria nahe beim Dorf. Ein mannshoher Maschendraht zäunt das Wiesenstück ein. Auf diesem Wiesenstück steht der imposante Komplex, eine wahre Bienenfestung mit Platz für 110 Völker.

David Conradin betreibt eine Imkerei als Nebenerwerb, welche sein Vater Mario Conradin vor 72 Jahren aufgebaut hat. «Vom frühen Morgen bis zum Mittag fahre ich im Kleinbus für eine Bäckerei Waren aus. Am Nachmittag kümmere ich mich um die Bienen», erklärt er.

Auch wenn der Platz derzeit nur zu etwas mehr als der Hälfte ausgelastet ist, verlangen die 60 Völker viel Aufmerksamkeit und Hinwendung. Ein Bär kann zwar mit seiner Lust auf Honig ein Bienenhaus kaputt machen, doch das ist ein begrenzter Schaden. Ganz anders wirkt sich die Varroamilbe aus, «die ist immer überall, die ist nicht auszurotten», sagt David Conradin. Conradin rückt den Milben mit Ameisensäure zu Leibe. Dabei muss er aufpassen, dass die Säure weder zu scharf noch zu mild ist. Auf dem Spiel stehen nicht nur die Bienen, sondern auch ihr wichtigstes Produkt, der Honig.

Gegen 5000 Pflanzenarten sind im ganzen Alpenraum bestimmt worden, das reicht für manche exzellente Honigkombination. Im Val Müstair sind es über 150 Arten. Die unterschiedlichen Höhen- und Klimazonen in den Bergen erlauben raffiniertere Honigzusammensetzungen als im Flachland. Doch die Conradins halten es bescheiden. «Bündner Bio-Bienenhonig aus dem Val Müstair» deklariert ihre Etikette den Inhalt des Glases. «Es ist ein Blütenhonig», hält Mario Conradin fest. «Zum Abschluss besuchen die Bienen im Juli noch die Alpenrosen. Davor wird alles reingemischt - zu Beginn zum Beispiel auch Löwenzahn».  Die Alpenrose mag Conradins Honig wie ein Finish veredeln, aber nicht dominieren. Das Werk der Bienen ist ein Abbild ihrer Heimat. Der Honig verkörpert das Val Müstair.